Wenn Gebrauchtes nicht weniger wert ist

Wenn Gebrauchtes nicht weniger wert ist

Und warum Vintage-Gold eine Antwort auf schwindende Goldvorkommen ist, erklärt Rüdiger Schmitt, Kommunikationsmanager und Gold-Experte der Reisebank.

 

Herr Schmitt, Sie sagen, Gold als Gebrauchsobjekt zu betrachten, sei eine neue Form des Goldinvestments. Was ist daran so neu?

Rüdiger Schmitt: In der Regel haben Produkte in unserer konsumorientierten Welt einen Wert, der dadurch bemessen wird, ob ein Objekt neu oder gebraucht ist. Ein gebrauchtes Objekt ist per se weniger wert – es sei denn, es gewinnt aufgrund seines Alters oder seiner Seltenheit an Reiz. Letzteres sehen wir durchaus bei einigen gebrauchten Produkten. Gold ist aber von diesem Werteparadigma komplett befreit. Das sehen aber die wenigsten Menschen.

 

Das heißt?

Die meisten Käufer*innen sind in der Regel auf der Suche nach Neuware. Also zum Beispiel Münzen, die frisch geprägt aus der Refinery kommen. Dabei ist diese Fokussierung auf das so genannte Primärgold – wenn man nur die Wertseite betrachtet – irrational. Die Reisebank kauft jedes Gold, ob neu oder gebraucht zum Preis 1. Wahl an. Gold ist Gold. Es zählt nur das Feingewicht. Gebrauchsspuren interessieren nicht. Und ob auf der Münze die Jahreszahl 1999 oder 2023 steht, das interessiert uns beim Ankauf auch nicht. Jede Unzenmünze hat den gleichen Ankaufspreis. 

 

Aber es gibt ja durchaus preistreibende Faktoren auf der Verkaufsseite, oder?

Immer! Handlings- und Beschaffungskosten auf der Seite der Primärgoldanbieter geben wir natürlich auch weiter. Sammler*innen suchen neue Stücke oder bestimme Jahreszahlen und Motive. Aber die rein investmentgetriebene Anleger*in braucht eigentlich nur Gold. Hier greift wieder die Logik, die wir auf der Ankaufseite haben. Wenn Sie mir heute Ihr Gold auf unseren Tresen legen, prüfen wir, ob es echt ist. Ob darauf ein Känguru, ein Panda oder eine Queen abgebildet sind, ändert am Preis, den wir bezahlen, nichts. Ob das Gold 1, 30 oder 120 Jahre alt ist, ändert am Preis nichts. Das ist die harte Realität auf der Ankaufsseite.  

 

Was steckt noch hinter diesem Plädoyer für gebrauchtes Gold? Wenden Sie sich ab vom Primärgoldangebot?

Natürlich nicht! Das wird es weiterhin geben und wir werden es weiterhin anbieten. Aber wir wollen damit zweierlei anstoßen. Zum einen ist unserer Auffassung nach gebrauchtes Gold die nachhaltigere Variante dieses Investments und zum anderen ist das Goldvorkommen auf der Welt endlich. Mehr als vier Fünftel des Goldvorkommens sind schon an die Oberfläche geholt worden – der Rest schlummert noch in Tiefen, an die heranzukommen immer aufwändiger wird. Das – zusammen mit dem Goldhunger der institutionellen Anleger und Zentralbanken – wird sich auf den Preis auswirken. Gleichzeitig steigt die Relevanz von Recyclinggold beziehungsweise Recyclingprozessen und von gebrauchtem Gold, das wieder in den Markt gegeben wird. Das wird heute oft auch wieder eingeschmolzen. Ein energetischer Aufwand, den man sich unseres Erachtens sparen könnte. Gold ist Gold. Auch nach hundert Jahren noch. Wir wollen die Nachfrage der Anleger*innen auf eine Klasse lenken, die schon da ist und deren Werthaltigkeit mit der Zeit gestiegen ist: Vintage-Gold

 

Jetzt kann dieses gebrauchte Gold durchaus konfliktbeladene Bestandteile enthalten. Ist das nicht kritisch zu betrachten?

Wir arbeiten zurzeit daran, unser Portfolio dahingehend zu erweitern, dass wir jeden Wunsch der Kundschaft abbilden können. Wer ethisch korrekt gefördertes Primärgold möchte, wird es schon jetzt bei uns bekommen. Wenn wir aber den Aspekt der Nachhaltigkeit dazu addieren sollen, wird es komplizierter. Primärgold wird nur bedingt nachhaltiger, nur weil es ethisch korrekt gefördert wurde. Ein ökologisch nachhaltigeres Goldangebot ist zum Beispiel einfach altes, gebrauchtes Gold. Dieses Gold muss nicht neu gefördert werden. Gold verbraucht sich nicht, ist nahezu unzerstörbar. Wenn ich es umschmelze oder durch vielerlei Hände gehen lasse, mache ich Unrecht, das vor Jahrzehnten oder Jahrhunderten mit seiner Gewinnung eventuell in Prozentteilen verbunden war, nicht ungeschehen. Aber ich sorge dafür, dass keine neue Energie aufgewendet werden muss, um es zu verarbeiten. In der Schmuckindustrie ist das eine längst gängige Betrachtungsweise. Viele Juweliere wollen nur noch Recyclinggold verarbeiten, um den energetischen Aufwand ihrer Produkte damit zu reduzieren. Diese Betrachtungsweise machen wir uns bei der Reisebank auch zu eigen. 

 

Nachhaltiges Investment-Angebot mit Vintage-Flair

4. Oktober 2023

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