Gold als Inflationsschutz

7 Fragen zu Gold als Inflationsschutz

Zahlreiche Krisen haben die globale Wirtschaft in den letzten Jahren auf die Probe gestellt: Erst die Coronapandemie, kurz darauf der Ukraine-Krieg, der wiederum für merkliche Energieengpässe sorgte – und nun die Inflation, die sich seit dem letzten Jahr in den Geldbeuteln bemerkbar macht. In solchen Zeiten greifen viele Menschen zu Gold, um einen Teil des Ersparten vor dem Wertverlust zu schützen.

Doch eignet sich Gold wirklich als Absicherung gegen die Inflation? In diesem Artikel beantworten wir diese und weitere wichtige Fragen rund um das Thema Gold als Inflationsschutz.

 

1. Gold und Inflation: Was macht das Thema so aktuell?

Der Ruf von Gold als Krisenwährung hält sich bis heute, sodass Anleger*innen selbst häufig in Niedrig- und sogar Negativzinsphasen einen Teil ihres Ersparten in Gold investieren, um sich für künftige Inflationsphasen abzusichern. Denn im Gegensatz zu Geld handelt es sich bei physischem Gold um eine begrenzte Ressource, die nicht beliebig vermehrbar ist.

Bargeld wiederum wird von den Zentralbanken neu gedruckt und vermehrt in Umlauf gebracht, um das wirtschaftliche Wachstum anzukurbeln. So hat sich die Geldmenge in der Eurozone in nur 14 Jahren verdoppelt. Damit wächst aber auch gleichzeitig der Schuldenberg. Durch die Ausweitung der Geldmenge verliert Geld an Wert.

Vor allem der Krieg in der Ukraine hat die Inflation im letzten Jahr stark angeheizt. In erster Linie sind es die explodierenden Energiepreise und die stark angestiegenen Lebensmittelpreise, die für eine reale Geldentwertung sorgen. Zeitweise erreichte die Inflationsrate sogar zweistellige Quoten und damit den höchsten Stand der letzten Jahre.

Zusätzlich sorgen Lieferkettenprobleme, die seit der Coronapandemie andauern, sowie die Auswirkungen des Klimawandels dafür, dass wichtige Ressourcen nur eingeschränkt zur Verfügung stehen. All diese Faktoren wirken aktuell zusammen und sorgen für die steigende Geldentwertung – sodass sich viele Anleger*innen auf die Suche nach alternativen Geldanlagen machen, die wie Gold gegen Inflation absichern sollen.

 

2. Was genau bedeutet Inflation und wie wirkt sie sich auf Anleger*innen aus?

Inflation bezeichnet grundsätzlich den Anstieg des Preisniveaus für Güter und Dienstleistungen. Durch den Preisanstieg verliert das Geld an Kaufkraft. Das bedeutet, dass Ihr Geld zunehmend an Wert verliert und Sie mit der gleichen Summe im Laufe der Zeit weniger kaufen können.

Schauen wir uns dazu ein konkretes Beispiel an: Sie verfügen über ein Festgeldkonto, auf das Sie 20.000 Euro eingezahlt haben. Der Zinssatz liegt bei 3% pro Jahr. Gleichzeitig liegt die aktuelle Inflationsrate bei 8%. Nach einem Jahr wird Ihr Geld dank 3% Zinsen auf 20.600 Euro angewachsen sein. Die Inflationsrate von 8% sorgt jedoch dafür, dass dieses Geld nach einem Jahr noch etwa eine Kaufkraft von 19.074 Euro hat. Damit ist Ihr Geld rund 1.500 Euro weniger wert als noch vor einem Jahr – trotz Zinsen.

 

Nach einer Laufzeit von fünf Jahren hätte die Inflation einen guten Teil der Kaufkraft Ihres Kapitals verschluckt:

 

Nach dem 1. Jahr:

  • Kapital inkl. Zinsen: 20.600 Euro
  • Kaufkraft (nach Inflation): 19.074 Euro

 

Nach dem 2. Jahr:

  • Kapital inkl. Zinsen: 21.218 Euro
  • Kaufkraft (nach Inflation): 18.191 Euro

 

Nach dem 3. Jahr: 

  • Kapital inkl. Zinsen: 21.854 Euro
  • Kaufkraft (nach Inflation): 17.349 Euro

 

Nach dem 4. Jahr: 

  • Kapital inkl. Zinsen: 22.510 Euro
  • Kaufkraft (nach Inflation): 16.545 Euro

 

Nach dem 5. Jahr: 

  • Kapital inkl. Zinsen: 23.185 Euro
  • Kaufkraft (nach Inflation): 15.779 Euro

 

Sie sehen: Zwar hätten Sie nach fünf Jahren Geldanlage einen größeren Betrag auf Ihrem Konto, aber die Kaufkraft dieses Geldes würde bei einer entsprechend hohen Inflationsrate deutlich abnehmen. Allerdings ist festzuhalten, dass bei diesem Rechenbeispiel von einer unverändert hohen Inflation ausgegangen wird, die auf dem Niveau der Höchststände von 2022 verbleibt und Maßnahmen der Zentralbanken und Regierungen nicht greifen. 

 

3. Wieso gilt Gold als effektiver Schutz gegen Inflation?

Gold hat sich über Jahrtausende als stabile Währung und Wertspeicher etabliert. Deshalb gilt auch heute noch Gold als Inflationsschutz. Während der Wert moderner Papierwährungen schwanken kann und stark von aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen wie Inflation beeinflusst wird, verfügt Gold über eine größere Wertstabilität.

 

Dafür gibt es mehrere gute Gründe:

  • Begrenzte Verfügbarkeit: Gold ist eine begrenzte Ressource und gewinnt schon allein aufgrund der natürlichen Knappheit an intrinsischem Wert. Im Unterschied zu Papierwährungen kann es nicht beliebig nachproduziert werden. Diese materielle Knappheit sorgt dafür, dass Gold immer einen gewissen physischen Eigenwert behält und weiterhin als Inflationsschutz und Wertspeicher gehandelt wird.
  • Globaler Markt: Gold ist – wie andere Edelmetalle auch – eine international anerkannte Ressource, deren Wert auf der ganzen Welt geschätzt wird und sich nicht an der jeweiligen Währung eines Landes ausrichtet. Der Markt für Gold ist entsprechend groß, sodass auch die Umwandlung in Bargeld weltweit problemlos möglich ist.
  • Niedrige Korrelation: In der Vergangenheit ließ sich schon häufig beobachten, dass Gold sich oftmals entgegengesetzt zur Börse, also zu Aktien und anderen börsenbasierten Finanzinstrumenten, entwickelt. Mit Gold lässt sich das eigene Anlageportfolio deshalb gut diversifizieren und die Anlagerisiken börsengehandelter Anlageprodukte können zum Teil ausgeglichen werden. Auch das macht Gold bei Inflation zu einem guten Investment, denn es kann Wertschwankungen und Wertverlust an der Börse ein stückweit entgegensteuern.

 

4. Was sagen die Daten und Fakten über Gold als Inflationsschutz?

Dass der Goldpreis bei zunehmender Inflation tendenziell ebenfalls steigt, lässt sich auch an historischen Daten ablesen.

Im November 1923 beispielsweise herrschte in Deutschland Hyperinflation. An ihrem Höhepunkt belief sich der Umtauschwert in Deutschland auf 4,2 Billionen Mark für einen US-Dollar bzw. eine Feinunze Gold. Wer schon vor der Hyperinflation Gold besaß, hatte damit guten Schutz vor der massiven Geldentwertung.

Die weltweite Inflation der 1970er und 1980er Jahre, die unter anderem durch die beiden Ölkrisen vorangetrieben wurde, sorgte beim Goldpreis ebenfalls für einen plötzlichen Anstieg von 35 US-Dollar auf über 800 US-Dollar pro Unze. Während also der Preis für Konsumgüter in knapp 10 Jahren „nur“ um 96% stieg, übertraf der Anstieg des Goldpreises die Inflation um ein Vielfaches. Und auch seit der Einführung des Euro im Jahr 2002 ist der Goldwert jährlich durchschnittlich um rund 9 % angestiegen.

Allerdings gibt es auch Zeiten, in denen der Goldpreis trotz hoher Inflation gefallen ist. Gold sollte also niemals als alleiniger Inflationsschutz dienen, sondern als Teil eines diversifizierten Portfolios fungieren. So empfehlen viele Experten einen Anteil von Gold im Portfolio 5 –15%, um so für optimale Diversifikation zu sorgen.

 

5. Was sind mögliche Nachteile von Gold als Inflationsschutz?

Unter den vielen Geldanlagen gilt vor allem Gold als inflationssicher – doch wie bei jedem Investment gibt es auch bei Gold einige Dinge zu beachten:

  • Keine Zinsen: Im Vergleich zu anderen Investitionen wie Aktien oder Anleihen erhalten Sie beim Kauf von Gold keine Gewinnausschüttungen wie Zinsen oder Dividenden. Um also mit Gold Gewinne zu erzielen, müssen Sie es zu einem höheren Preis verkaufen, als Sie es gekauft haben.
  • Lagerkosten: Da es sich bei Gold um ein physisches Produkt und kein (digitales) Anlagepapier handelt, müssen Sie beim Goldkauf auch gewisse Lagerkosten einkalkulieren. Denn die sichere Lagerung ist das A und O, damit Ihr Gold zum einen seinen guten Zustand behält und zum anderen vor Diebstahl gesichert ist. Für die Lagerung kommen entweder Bankschließfächer oder auch kleine Heimtresore infrage, die Sie bei sich zuhause installieren können. 
  • Preisschwankungen: Auch der Goldpreis ist Schwankungen ausgesetzt. In bestimmten Phasen kann der Goldpreis stagnieren oder zeitweise fallen. Meist hängt das mit kurzfristigen politischen oder wirtschaftlichen Ereignissen zusammen, sodass der Goldpreis temporär gewissen Schwankungen unterworfen ist. Sollten Sie gerade in solch einer Phase Ihr Gold verkaufen wollen, müssen Sie unter Umständen einen gewissen Wertverlust in Kauf nehmen.
  • Handelsmargen und Formkosten: Insbesondere dann, wenn Sie nur eine kleine Menge an Gold kaufen, kann die Differenz zwischen Ankaufs- und Verkaufspreis besonders groß sein. Je kleiner die Goldmenge, desto weniger Gold erhalten Sie für Ihr Geld (bezogen auf die Gewichteinheit). Preislich lohnen sich deshalb eher größere Goldmengen, allerdings verzichten Sie dann auch auf die Flexibilität bzw. Liquidität, die Sie beispielsweise mit der Veräußerung mehreren kleineren Goldmünzen haben. 

 

6. Wann ist der beste Zeitpunkt, um in Gold zu investieren?

Gerade dann, wenn Krisenzeiten die Nachfrage für Gold anheizen, steigt parallel oft der Goldpreis. Sobald der Goldpreis jedoch anzieht, ist der Einstieg in den Goldmarkt direkt mit deutlich höheren Kosten verbunden. Wann ist also der beste Zeitpunkt, um Geld in Gold zu investieren?

Noch vor kurzem regierten Negativzinsen den Markt. Nun – in Zeiten höherer Inflation – kann Gold für viele Anleger*innen eine attraktivere Alternative zu regulären Spareinlagen darstellen. Am meisten lohnt sich der Goldkauf natürlich dann, wenn der Goldpreis möglichst niedrig ist. Das ist meist dann der Fall, wenn der Finanzmarkt stabil ist und nicht von akuten wirtschaftlichen und politischen Ereignissen erschüttert wird. Ist die Wirtschaft stabil, sinkt der Goldpreis oft ab. Dann bietet sich ein guter Zeitpunkt, um Gold als Absicherung gegen zukünftige Währungsschwankungen zu kaufen. Hier spricht man von einer antizyklischen Investition.

Weniger vielversprechend ist der Einstieg wahrscheinlich dann, wenn der Goldpreis ein neues Hoch erreicht. Denn dann muss der Wert erst wieder über einen gewissen (wahrscheinlich langen) Zeitraum steigen, um einen Gewinn einbringen zu können.

Grundsätzlich handelt es sich bei Gold jedoch nicht um ein spekulatives Investment, sondern um einen langfristigen Kaufkraft- und Wertspeicher. Ein- und Ausstiegspreis spielen hier also eine deutlich kleinere Rolle als beispielsweise beim kurzfristigen Handel mit Aktien oder Anleihen. Und die historische Wertsteigerung lässt darauf hoffen, dass der Goldpreis auch bei heutigem Einstieg steigen wird und Gold seine Wirkung als Inflationsschutz auch in Zukunft erfüllt.

7. Was sagen unsere Experten zum Thema Gold und Inflation?

Markus Wirth, Produktmanager Edelmetalle der Reisebank: „Es gibt zahlreiche Staaten in der Welt wie zum Beispiel Argentinien oder die Türkei, was große Volkswirtschaften sind, die aktuell mit hohen Inflationsraten von zum Teil über 100 Prozent zu kämpfen haben und in denen die Menschen massiv unter den Folgen leiden. Hier sind Investments in andere Währungen und in Gold ein typisches Mittel der Wahl, um liquide Mittel, die nicht für den alltäglichen Konsum benötigt werden, vor dem Wertverlust zu schützen."

 

Rüdiger Schmitt, Edelmetallexperte der Reisebank und Sprecher: „Im Vergleich mit anderen Assetklassen wie zum Beispiel Aktien gewinnen die börsennotierten Anlagen in langfristigen Vergleichen gegenüber Gold – wenn man entsprechend breit gestreut aufgestellt war und nur die Rendite im Blick hat. Je risikoaffiner Anleger*innen an der Börse sind, desto höher sollte eine Absicherung in Gold ausfallen. Dies folgt der Idee des „Pantoffelportfolios“, wie es die Experten von Finanztest empfehlen. Wer Aktien im Portfolio hat, weiß immer, dass er im Anlageprospekt auf die Möglichkeit des Totalverlustes hingewiesen wird. Auch Währungen sind grundsätzlich nicht vor Totalverlust geschützt, wie die Historie gezeigt hat. Gold hat in der Geschichte der Menschheit seinen Wert nie verloren. Das ist der wesentliche Unterschied und die eigentliche Motivation für das Gegengewicht des Goldes zu Risikoinvestitionen.“

 

Markus Wirth: „Die Goldproduktion, also die Gewinnung wird immer ressourcenintensiver und die Vorkommen weltweit sind irgendwann endlich. Bei gleichbleibender Nachfrage ist von einem entsprechenden Engpass in den kommenden Jahrzehnten auszugehen. Das bedeutet natürlich auch, dass Recyclinggold stärker nachgefragt wird. Die Menge an Recyclinggold wird meines Erachtens nicht groß genug sein, um die Nachfrage insbesondere aus dem Schmuckmarkt bedienen zu können. Die zu erwartenden langfristigen Preissteigerungen als Folge der Nachfrageengpässe sind natürlich ein Argument für Gold als Inflationsschutz.“

 

Rüdiger Schmitt: „Wir leben leider in einer Welt mit Krisenherden, die sich noch dazu auch unmittelbar auf unsere bislang so geschützte gesellschaftliche und wirtschaftliche Ordnung mitten in Europa auswirken. Der Wunsch danach, inmitten von solchen Krisenzeiten einen Wertspeicher zu besitzen, der einfach übertragbar ist, eine extrem hohe Dichte besitzt und weltweit akzeptiert ist, ist natürlich und wird deshalb nicht weniger werden. Dieses psychologische Momentum macht Gold in gewissen Anteilen im Portfolio so wertvoll.“ 

Fazit: Mit Gold Werte im Zeitalter der Inflation absichern 

In der Welt der Geldanlagen, Währungen und Finanzprodukte kommt Gold nach wie vor eine einzigartige Rolle zu. Keine andere Ressource erfüllt seit so vielen Jahrtausenden eine so wichtige Funktion, wenn es darum geht, einen weltweiten Tauschwert zu etablieren und gegen Krisen abzusichern.

Und auch in heutigen Zeiten bleibt der Wert von Gold als Inflationsschutz erhalten. Anleger*innen, die nach Wegen suchen, um ihre liquiden Mittel vor der Inflation und dem Kaufkraftverlust zu schützen, finden in Gold nach wie vor einen langfristigen Wertspeicher. Als Währungsäquivalent (und als sogenannte „Krisenwährung“) steigt der Goldwert historisch immer dann, wenn konventionelle Währungen in Krisen geraten und den Handelswert nicht mehr halten können.

Zwar ist auch der Goldpreis nachfragebedingten Schwankungen unterworfen, jedoch haben Anleger*innen bislang noch in jeder Krise von einer Goldanlage profitiert und konnten mithilfe von Gold ihr Vermögen ein stückweit absichern. In der letzten Gold-Studie von Reisebank und dem CFin – Research Center for Financial Services der Steinbeis-Hochschule Berlin hat ein Drittel aller Goldkäufer angegeben, sich in Zeiten stark steigender Inflation mit Gold absichern zu wollen.

Gold gegen Inflation zu halten, ist also ein lohnenswerter Weg, um dem Wertverlust Ihres Geldes entgegenzuwirken – das hat die Vergangenheit oft genug gezeigt.

13. Dezember 2023

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